Medizinisch-Technische/n-Laborassistent/in (MTLA)

MTLA ist ein Ausbildungsberuf, von dem wenig bekannt ist. Wie sind Sie darauf gekommen?

Es sind kaum Infos dazu verfügbar, sonst hätte ich schon früher angefangen. Naturwissenschaften waren immer meine Leidenschaft. Daher habe ich nach der Schule nach entsprechenden Berufen geguckt. Also ging ich zum Studium, habe Biosystemtechnik und Bioinformatik begonnen. Im Prinzip wollte ich die Geräte bauen, mit denen ich jetzt arbeite. Die Ausbildung zum MTLA wurde mir währenddessen in der Beratung vorgestellt. Das hat mich überzeugt, mit dem Studium aufzuhören und damit zu beginnen. 2018 habe ich die Ausbildung in Potsdam abgeschlossen und bin seither hier.

Als Sie die technischen Geräte erwähnt haben, haben Ihre Augen geleuchtet: Gehört das zu den Dingen, die Sie an dem Beruf besonders mögen?

Ja, das ist mein Highlight. Deswegen bin ich auch hauptsächlich in der Klinischen Chemie, wo es um die körpereigenen Produkte, also Leberwerte, Nieren, Herz geht. Da sind die großen Geräte-Straßen angesiedelt. Da probiere ich gern Neues aus. Es ist hier gut möglich, Vorschläge einzubringen und die gegebenenfalls umzusetzen.

Ist das etwas, das Sie hier am Labor schätzen?

Sehr. Jeder kann sich zu seinen Interessen belesen, Dinge ansprechen und sich darüber beraten, ob und wie man etwas umsetzen kann.

Beschreiben Sie doch bitte einen typischen Arbeitstag.

Wir bekommen hier die Proben von vier Kliniken und knapp 140 Arztpraxen ins Labor geliefert. In der Woche werden die von den Mitarbeiter*innen der Probenannahme ausgepackt, am Wochenende von uns Assistenten. Die Proben werden dann mittels Zentrifugation vorbereitet und an die Abteilungen weiter gereicht.

Da beginnt für uns Assistenten der Alltag. Wir analysieren die Proben nach dem, was der Arzt gewünscht hat und gucken nach Störfaktoren. Das passiert meistens an Geräten. Es gibt aber noch ein paar Untersuchungen, die wir per Hand machen. Dann validieren wir das Ergebnis technisch. Wir gucken, was plausibel ist. Also, wenn ein Zuckerwert bestimmt wurde, der gegen null geht, ist das zum Beispiel unwahrscheinlich. Ein halbwegs gesunder Mensch kann nicht ohne Zucker auskommen.

Das machen wir für knapp 1.000 bis 1.500 Proben in den Abteilungen am Tag. Im Schnitt sind es zehn bis 20 Untersuchungen pro Probe. Nachdem wir das technisch validiert oder im Notfall – bei einem Herzinfarkt etwa – einen Arzt informiert haben, geht das zur Überprüfung an unseren diensthabenden Akademiker.

Es ist ein wertvoller Beitrag, den Sie da leisten. Ist Ihnen das in der täglichen Arbeit bewusst?

Ständig im Hinterkopf habe ich das nicht, aber es ist toll, wenn ich jemanden im Akutfall helfen konnte. Ich hatte es im Wochenenddienst, dass ich mit dem Hausarzt hin und her telefoniert habe, weil es darum ging, ob ein Patient eingewiesen werden soll oder nicht. Er ist dann wirklich mit akutem Nierenversagen im Krankenhaus gelandet und direkt auf die Intensivstation gekommen.

Wir haben das an verschiedenen Nierenparametern – Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure – bemerkt. Das sind alles nierenpflichtige Substanzen, die über den Urin ausgeschieden werden. Wenn die erhöht im Blut vorkommen, wissen wir: Da ist etwas!

Warum ist dieser Job so spannend für Sie?

Für jemanden, der naturwissenschaftlich interessiert ist, ist das einfach etwas Schönes. Es ist ein sehr weites Feld.

Wie sind Sie in Brandenburg gelandet?

Das Heimweh hat mich zurückgetrieben. Ich bin aus Genthin, habe die Berufsausbildung von 2002 bis 2005 an der Uni in Magdeburg gemacht. Dann bin ich nach Hessen gegangen. 2016 wollte ich zurück und hier war meine erste Option. Das Vorstellungsgespräch war dann so schön und die Leute waren so nett, dass ich mich nicht weiter beworben habe.

Wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Ich wollte immer entweder Tieren, der Umwelt oder Menschen helfen. MTLA hat mich angesprochen, weil man nicht direkt mit Menschen zu tun hat, aber ihnen trotzdem helfen kann. Das ist gut für schüchterne Menschen – und ich war damals sehr schüchtern – geeignet. Und der Beruf ist spannend, weil es so viele Spektren und Fachabteilungen gibt.

Sie arbeiten auch in vielen Bereichen...

Das stimmt und ich werde noch in anderen Abteilungen – in der PCR und in der speziellen Immunologie – eingearbeitet. Ich bin wissbegierig, will mir mehr anschauen, mehr lernen. Etwas, das bei diesem Beruf super machbar ist.

Was zeichnet Ihren Arbeitsalltag aus?

Wir sitzen viel am Computer, haben unsere Geräte, die die Proben messen. Wenn da etwas auffällig ist, kontrolliert ein MTLA, ob die Werte plausibel sind. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen wir recherchieren, ob die Werte stimmen. Bei Auffälligkeiten bei Blutbildern gilt es zum Beispiel, das Blut auf einem Objektträger auszustreichen und unter dem Mikroskop anzugucken.

Was wir bei der Arbeit machen, baut aufeinander auf. Das ist wie ein Stufenkonzept.

Haben Sie einen Lieblingsbereich?

Meine Lieblingsabteilung ist die Hämatologie, weil wir da noch viel mit der Hand machen.

Gibt es Eigenschaften, von denen sie glauben, dass sie wichtig für den Beruf sind?

Teamfähigkeit ist wichtig. Wir arbeiten in jeder Abteilung mit ein oder zwei Kollegen zusammen. Hilfsbereitschaft: Wir unterstützen uns gegenseitig, helfen uns. Außerdem braucht es analytisches Verständnis und Interesse an technischen Geräten.

Sie haben gesagt, es ist ein Job, in dem Sie helfen können. Wie wird einem das bewusst?

In der Ausbildung musste ich auch ein sechswöchiges Krankenhauspraktikum machen. Damit wir wissen, wo die Proben herkommen, dass da Menschen hinter stecken. Wir sollten sehen, dass da jemand ist, dem es nicht gut geht und wir den Arzt mit unseren Werten bei der Diagnose unterstützen und dem Patienten geholfen wird. Ohne unsere Laborwerte würden die Ärzte weniger Diagnosen stellen können, vor allem nicht so schnell.

Es ist also ein erfüllender Beruf?

Manchmal geht das in der Probenmasse im Alltag unter. Aber es gibt Fälle, die hängen bleiben. Ich hatte im Nachtdienst eine Schwangere, die eine Plazentaablösung hatte und extrem blutete. Da haben wir immer wieder Konserven und Plasma rausgeschickt. Zehn Tage hat sie auf der Intensivstation gelegen und am Ende überlebt. Dass sie es geschafft hat, war ein tolles Gefühl. 

Wozu braucht es im Labor Schichtdienste?

Die Patienten sind rund um die Uhr krank. Es gibt immer Leute, die ins Krankenhaus kommen – etwa über die Rettungsstelle. Dazu haben wir die Verlaufskontrollen der einzelnen Stationen in der Nacht. Das muss nun einmal abgedeckt werden.

Außerdem sind die Dienste hier super. Normalerweise sind Spätdienste bis 22:00 Uhr. Unserer geht nur bis 20:00 Uhr. Da habe ich noch etwas vom Abend.

Sie haben da den Vergleich?

Ich habe zuvor in einem Privatlabor gearbeitet. Da gab es tatsächlich keine Schichten. Da war es aber oft so, dass ich länger machen musste, um fertig zu werden. Hier übernimmt der nächste Dienst. Du hast pünktlich Feierabend.

Außerdem war es ein Großraumlabor und die sind unpersönlich. Hier kennt jeder jeden, was schöner ist.

Sie sind erst jüngst ins Brandenburger Labor zurückgekehrt?

Ich bin seit dem 1. April 2022 wieder da. Zuvor war ich vom 1. Oktober 2004 bis 31. März 2011 hier. Also bin ich auf den Tag genau elf Jahre später wiedergekommen.

Warum waren Sie weg?

Als ich in der Elternzeit war, wurde vom damaligen Arbeitgeber entschieden, dass die Mikrobiologie – also meine Abteilung – nach Berlin umsiedeln sollte. Mit einem kleinen Kind war das für mich nicht machbar. Heute ist die Abteilung fester Bestandteil der Laboranalytik vor Ort.

Davon haben Sie erfahren und dachten: Jetzt geht es zurück?

Ich war bis zum 30. Juni 2021 als MTA in einem Privatlabor tätig und dann ab 1. Juli in einem Sanitätshaus als kaufmännische Angestellte. Da war ich sozusagen kurzzeitig entgleist.

Aber die Kollegen und ich hatten immer Kontakt. Ich bin wiedergekommen, weil es in den Fingern gekribbelt hat. Als MTLA werde ich geistig gefordert und sitze nicht den ganzen Tag. Es ist abwechslungsreich. Hier macht man gern auch mal länger, weil es um Menschenleben geht.

Ist es nicht verrückt, dass Sie diese wichtige Arbeit machen und gefühlt kennt kaum jemand diesen Beruf?

Ja, schon. Jeder geht zum Arzt und lässt sich Blut abnehmen. Und dann? Was passiert dann mit dem Blut?

Wie sieht es aus als zweifache Mama im Schichtdienst?

Ich bin in der Mikrobiologie. Da muss ich keine Nachtschichten machen. Die Spätschichten gehen bis 18 Uhr. Ich habe meine Kinder im Wechselmodell und kann glücklicherweise mit meinen Kollegen vereinbaren, dass ich in den kinderfreien Wochen den Spätdienst mache.

In der Mikrobiologie untersuchen Sie Stuhl und Urin. War das jemals mit einem unangenehmen Gefühl verbunden?

Nein, nie mit Ekel oder ähnlichem. Schließlich gilt: Ich kriege Stuhl im anonymen Röhrchen und habe es nicht, wie eine Krankenschwester direkt am Patienten. Das ist viel schlimmer.

Erster Arbeitstag geschafft und Sie sind zufrieden mit der Entscheidung?

Ja, sonst wäre ich nicht wieder gekommen. Ich dachte früher immer –so viele Frauen auf einen Haufen, das kann nur Stress geben. Aber ganz im Gegenteil. Es macht Spaß, in diesem Team zu arbeiten.